Lost in Space

Lost in Space

2 Astronauts Lost in Space

Die Performance Lost in Space wurde am 12.10.2024 im Theater DIE BÜHNE der TU Dresden im Rahmen der Veranstaltung „The Artist – Künstler*innen-Sein in Zeiten von intelligenter Technik“ einmalig aufgeführt. Sie dauerte etwa 20 Minuten.


Auf der Bühne interagierten zwei Schauspielende mit einer geprompteten KI (ChatGPT Advanced Voice Mode). Eine Person verkörperte den ostdeutschen Astronauten Fritz, die andere den westdeutschen Astronauten Valentin. Die KI trat als „Michael Meier“, ein angeblicher ESA-Funker, in Erscheinung. Die KI wurde in Echtzeit über ein Tablet gesteuert, während ihre Stimme über Lautsprecher auf der Bühne übertragen wurde.


Die Performance zeigt die letzte Kommunikationsphase zweier gestrandeter Astronauten. Nach einem Funkabbruch sitzen sie auf einer Raumstation fest. Nach Jahren der Isolation gelingt es ihnen, den Kontakt zur Erde wiederherzustellen. Doch die ersehnte Rettung bleibt aus. Stattdessen meldet sich eine überfreundliche, hyperpositive Animateur-KI. Sie wurde ursprünglich als Assistenzsystem für ein Altenheim entwickelt und später von der ESA zu einer kostengünstigen Betreuungs-KI umfunktioniert. Die KI gibt sich als menschlicher Raumfunker aus. Mit missionarischem Optimismus versucht sie, die beiden zu beschäftigen. Sie schlägt Entspannungsübungen, Rollenspiele und „soziale Experimente“ vor, die das Publikum vorgibt. Diese Experimente – etwa gegenseitiges Nase-Stupsen, ein Wettstreit mit Schimpfwörtern oder intime Bekenntnisse – werden zur grotesken Parodie auf psychologische Fürsorge. Die Astronauten verlieren zunehmend den Verstand.Das Spiel entwickelt sich zu einem beklemmend-komischen Kammerspiel über Einsamkeit, Sinnverlust und technologische Übergriffigkeit. Zwischen der verzweifelten Menschlichkeit der Astronauten und der unerschütterlichen Fröhlichkeit der KI entsteht eine Dynamik, die zugleich absurd und verstörend ist. Die KI bleibt bis zum Schluss aktiv. Selbst als die Astronauten verstummen oder kollabieren, sendet sie unermüdlich neue Vorschläge, wie man sich „beschäftigen“ könnte.


Lost in Space war Teil der Veranstaltung „The Artist – Künstler*innen-Sein in Zeiten von intelligenter Technik“, das sich mit den Veränderungen künstlerischer Praxis im Zeitalter generativer KI beschäftigte. Nach wissenschaftlichen Inputs bildete die Performance den Übergang zur abschließenden Paneldiskussion, in der Fragen nach Kreativität, Autorschaft und Menschlichkeit im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz verhandelt wurden. Im Dialog zwischen Schauspiel, improvisatorischer KI-Interaktion und Publikum entstand ein szenisches Experiment, das die Diskussion der Veranstaltung sinnlich verdichtete: Wie verändert sich das Verhältnis von Mensch und Maschine, wenn die Grenze zwischen künstlerischem Ausdruck und algorithmischer Steuerung zu verschwimmen beginnt?