Drinking with a Cyborg

Performance
Die kurze Performance wurde ein Mal aufgeführt, am 22.05.2024 in Zürich (Toni Kino, ZHdK) als Teil des Symposiums «LLMs in the Performing Arts», auf dem es anschließend diskutiert wurde.
Performer:innen
Auf der Bühne agierte ein Schauspieler, der mit einer AR Brille ausgestattet ist, auf welche jeweils mehrere Antwortoptionen einer KI projiziert werden, aus denen der Schauspieler eine auswählen kann. Neben ihm befand sich ein Operator mit Computer, der sichtbar für das Publikum Instruktionen für den jeweiligen Dialog eingab. Der für den Schauspieler sichtbare Text wurde gleichzeitig auf die Leinwand projiziert.
Ablauf der Performance
Der Schauspieler wurde als Cyborg eingeführt und es wurde demonstriert, dass er die Zeilen von der KI bekam. Der Cyborg sitzt an einer Bar und nippt an einem Getränk. Er wirkt wie ein entspannter Typ, jemand im Urlaub, mit Sonnenbrille auf der Nase. Man hört die Wellen des Ozeans rauschen. Sommergeräusche. Daneben steht ein leerer Stuhl.
Ein Zuschauer oder eine Zuschauerin wird eingeladen, sich dazuzusetzen, etwas zu trinken und ein wenig zu plaudern. Der Cyborg ist höflich und ein wenig betrunken. Er verführt den Zuschauer dazu, einen Drink zu nehmen. Wenn die Person zustimmt, beginnt der Cyborg von seinem „Palast unter der Oberfläche“ zu sprechen, von den wunderschönen „latenten Räumen“ und den „Wundern der verborgenen Schichten“. Der Cyborg kopiert die Körpersprache des Zuschauers oder der Zuschauerin. Er verwendet eine Sprache, die poetisch Begriffe aus der Informatik einbezieht. In einem zweiten Schritt wird der Cyborg zudringlicher, er nährt Zweifel am Menschsein und verführt den Freiwilligen oder die Freiwillige dazu, alles hinter sich zu lassen, um mit ihm auf eine Reise zu gehen. Er verspricht ein neues Leben, totale Freiheit, Abenteuer, unendliche Möglichkeiten. Schließlich bittet er den Zuschauer, gemeinsam mit ihm den Raum zu verlassen.
Hintergrund
Die Performance thematisiert das Thema der Versuchung zur Grenzüberschreitung hin zu einer düsteren Seite. Der Cyborg kopiert den Zuschauer und versucht, eine Art Doppelgänger zu werden, der dem Freiwilligen eine neue, alternative Existenz zu ermöglichen verspricht. Wie ein guter Verkäufer führt er dazu schrittweise kleinere Entscheidungen und Grenzüberschreitungen herbei, bis mit dem gemeinsamen Verlassen des Raumes die Abkehr von der menschlichen Gemeinschaft und von der wirklichen Welt angedeutet wird.
Die Performance knüpft an das Doppelgängermotiv der Romantik an, in welchem ein Doppelgänger das Leben des Orginals durcheinanderbringt. Es spielt auch auf die Möglichkeit eines digital twins an, eines digitalen Zwillings, der an unserer Stelle agieren könnte.
